Duo für Violine und Violoncello
Werkverzeichnisnummer: 1082
1. Allegro con fuoco
2. Lento
2004
GIDEON KLEIN
Duo für Violine und Cello
Mit Variationen über ein mährisches Volkslied verabschiedete sich der in Mähren geborene Komponist Gideon Klein von der Welt. Im Oktober 1944, kurz vor dem Abstransport von Theresienstadt nach Auschwitz, hat er diesen bewegenden Mittelsatz seines Streichtrios vollendet – im Bewusstsein, aus dem Vernichtungslager nicht wieder zurückzukehren. Vermutlich ist der Komponist von den Nazis bei der Liquidierung des Lagers Fürstengrube bei Auschwitz wenige Stunden vor der Befreiung ermordet worden.
Mit ihm starb eines der großen Genies der tschechischen Musik, dessen Stern gerade aufgegangen war, als sich die Welt verdüsterte. Im Dezember 1941, zwei Tage vor seinem 22. Geburtstag, internierten ihn die Deutschen in Theresienstadt. Drei Jahre lang wirkte er dort als unermüdlicher Optimist am Musikleben des Lagers mit, betreute daneben elternlose Kinder und baute Barracken, bevor er mit 26 in den Tod ging. Sein Schaffen zerfällt in die grausame Wirklichkeit von wenigen, im freien Tschechien komponierten Studienwerken, den unter deutscher Okkupation heimlich komponierten Prager Stücken vor Ende 1941 und die Theresienstädter Werke. Alle drei Perioden lassen ein Genie erkennen, das zwischen den volksmusikalischen Schätzen seiner Heimat, dem Erbe Janaceks und dem Einfluss Strawinskys seinen Weg fand.
Das Duo für Violine und Violoncello blieb unvollendet: es bricht nach dem 40. Takt des zweiten Satzes ab. Da es 1941 komponiert wurde, muss man nach den Gründen dafür nicht lange suchen. Der erste Satz in klarer Sonatenform deutet auf ein mindestens dreisätzig geplantes Werk hin, doch auch als Fragment ist das Stück beeindruckend. Im Kopfsatz wechseln einander kompakter Duosatz, melodische Passagen der Geige und Imitationen geschickt ab; das Lento offenbart die Fähigkeit des jungen Komponisten, aus folkloritischen Wurzeln heraus Stimmungen zu erschaffen – mährische Volkslieder in expressiver Neudeutung.