Klaviertrio | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Charles Ives

Klaviertrio

Trio für Violine, Violoncello und Klavier

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1035

Satzbezeichnungen

1. Moderato

2. TSIAJ. Presto

3. Moderato con moto

Erläuterungen

CHARLES IVES, der Nestor der Neuen Musik Nordamerikas, war Komponist nur im Nebenberuf: Im bürgerlichen Leben war er als Versicherungsagent tätig, der nur am Feierabend und an den Wochenenden Zeit zum Komponieren fand. Dabei hatte der in Danbury, Connecticut, geborene Charles schon von seinem Vater, einem ehemaligen “Bandmaster” in der Nordstaaten-Armee, eine gründliche musikalische Ausbildung erhalten. Von ihm erbte er auch die Neigung zum Experimentieren, z. B. mit Collagetechniken und Polytonalität, die seine Musik auszeichnen. So begann der junge Charles schon mit 12 zu komponieren und in der Band seines Vaters Schlagzeug zu spielen , mit 14 war er der jüngste bezahlte Organist im Bundesstaat. 1894-8 studierte er dann an Yale University, wobei er sich mehr durch seine Kompositionen als durch seinen Studieneifer hervortat.
Jene Studienjahre im System der “Ivy league” verarbeitet das Klaviertrio, das Ives im wesentlichen 1904 komponierte, aber erst 1911 vollendete. Ohne Kenntnis der Örtlichkeiten und Gepflogenheiten an Yale University kann man das Stück kaum verstehen, wie aus einer Stellungnahme von Ives’ Frau aus dem Jahre 1948 hervorgeht:
Das Trio war, auf eine grundsätzliche Weise, eine Art Reflexion oder Impression seiner College-Tage auf dem Campus vor nunmehr 50 Jahren. Der erste Satz rief eine ziemlich kurze, aber ernsthafte Ansprache ins Gedächtnis, die ein Professor an Studenten am Zaun von Yale hielt, der zweite die Spiele und Mätzchen der Studenten auf dem Campus an einem Feriennachmittag, und einige der Melodien und Lieder jener Tage wurden in diesem Satz teilweise angedeutet, manchmal auf ungehobelte Art. Der letzte Satz war teilweise eine Erinnerung an einen Sonntagsgottesdienst auf dem Campus-Dwight Hall-, der neben dem ‘Rock of Ages’ endete.
Musikwissenschaftliche Forscher haben Licht ins Dunkel dieser Zusammenhänge gebracht und auch die rätselhafte Überschrift des 2. Satzes “TSIAJ” geklärt, an deren Bedeutung sich der alte Ives nicht mehr erinnern konnte: sie ist eine Abkürzung für “This Scherzo is a joke” – der scherzoartige Satz war nichts anderes als ein Scherz. Der von Mrs. Ives erwähnte Philosophie-Professor war der seinerzeit bekannte G. T. Ladd, das Sitzen am Zaun von Yale ein Privileg von Studenten im zweiten Studienjahr, denen Ladd im ersten Satz seine ernste Rede hält. Der zweite Satz besteht fast vollständig aus Burschenschaftsliedern, die sich praktisch alle fünf Takte ablösen. Ives begann dabei mit einer Burschenschaft, der er im 2. Studienjahr angehört hatte, und endete mit jener Senior Society, in die er zwei Jahre später eintrat. Der letzte Satz beruht auf der anspruchsvollsten Komposition, die Ives während seiner Studienzeit geschrieben hat: der Hymne “All-Enduring” für Chor und Orchester, komponiert für den Yale Glee Club, den Gesangverein der Universität. Nachdem dieser das Stück nicht aufgeführt hatte, griff es Ives 8 Jahre später in dem Trio wieder auf und arbeitete es in einen seriösen Kammermusiksatz mit z. T. komplizierten Kanons um.

CHARLES IVES, der große Experimentelle in der Modernen Musik Nordamerikas, war Komponist nur im Nebenberuf. Im bürgerlichen Leben ein Versicherungsagent, fand er nur am Feierabend und an den Wochenenden Zeit zum Komponieren. Dabei hatte der in Danbury, Connecticut, geborene Charles schon von seinem Vater, einem ehemaligen Bandmaster in der Yankee-Armee, eine gründliche musikalische Ausbildung erhalten. Von ihm erbte er auch die Neigung zum Experimentieren, z. B. mit Collagetechniken und Polytonalität, die seine Musik auszeichnen. So begann der junge Charles schon mit 12 zu komponieren und in der Band seines Vaters Schlagzeug zu spielen, mit 14 war er der jüngste bezahlte Organist im Bundesstaat. 1894-1898 studierte er dann an Yale University, wobei er sich mehr durch seine Kompositionen als durch seinen Studieneifer hervortat.

Jene Studienjahre im System der Ivy league verarbeitete Ives in seinem KLAVIERTRIO. Es wurde 1904 -1911 komponiert, also praktisch zeitgleich mit dem Klavierquintett von Amy Beach. Im unmittelbaren Vergleich zeigt sich, wie revolutionär Ives’ Musik damals schon war. 1948 erläuterte seine Ehefrau rückblickend die zum Teil ironischen Bezüge des Klaviertrios zu den Studienjahren ihres Mannes an Yale University:
“Das Trio war, auf eine grundsätzliche Weise, eine Art Reflexion oder Impression seiner College-Tage auf dem Campus vor nunmehr 50 Jahren. Der erste Satz rief eine ziemlich kurze, aber ernsthafte Ansprache ins Gedächtnis, die ein Professor an Studenten am Zaun von Yale hielt, der zweite die Spiele und Mätzchen der Studenten auf dem Campus an einem Feriennachmittag, und einige der Melodien und Lieder jener Tage wurden in diesem Satz teilweise angedeutet, manchmal auf ungehobelte Art. Der letzte Satz war teilweise eine Erinnerung an einen Sonntagsgottesdienst auf dem Campus-Dwight Hall-, der bei dem ‘Rock of Ages’ endete.”

Musikwissenschaftler haben Licht ins Dunkel dieser Zusammenhänge gebracht und auch das Geheimnis der rätselhaften Überschrift des 2. Satzes gelüftet, an deren Bedeutung sich der alte Ives selbst nicht mehr erinnern konnte. TSIAJ ist eine Abkürzung für “This Scherzo is a joke” ( Dieses Scherzo ist ein Witz). Der Witz besteht darin, daß der Satz wie ein Quodlibet aus Studentenliedern zusammengesetzt ist, die sich praktisch alle fünf Takte ablösen. Ives begann mit einer Burschenschaft, der er im 2. Studienjahr angehört hatte, und endete mit den Liedern jener Senior Society, in die er zwei Jahre später eintrat. Der von Mrs. Ives erwähnte Philosophie-Professor im ersten Satz war der seinerzeit bekannte G. T. Ladd, das Sitzen am Zaun von Yale ein Privileg von Studenten im zweiten Studienjahr, denen Ladd seine ernste Rede hält. Der letzte Satz beruht auf der anspruchsvollsten Komposition, die Ives während seiner Studienzeit geschrieben hatte: der Hymne All-Enduring für Chor und Orchester, komponiert für den Yale Glee Club, den Gesangverein der Universität. Nachdem dieser das Stück nicht aufgeführt hatte, griff es Ives 8 Jahre später in dem Trio wieder auf und arbeitete es in einen seriösen Kammermusiksatz mit z. T. komplizierten Kanons um.

2004
CHARLES IVES
Klaviertrio (1910)

1903 zog der Yale-Absolvent und angehende Versicherungskaufmann Charles Ives aus Neuengland nach New York, wo er mit Ausnahme der Jahre 1911-1914 alle Weihnachtsfeste seines Lebens verbringen sollte. Wer damals in New York den Namen Ives sagte, dachte nicht an Musik, sondern an die Versicherungsagentur Ives & Myrick. 1909 gegründet, zählte dieses Unternehmen zu den fortschrittlichsten seiner Art an der amerikanischen Ostküste. Ausgefeilte Trainee-Programme, die Ives in seinem Business-Klassiker The Amount to Carry zusammenfasste, und ein Umsatzvolumen, das bald jede andere Agentur im Land in den Schatten stellte, kündeten von einem dynamischen Unternehmen.
Es ist leicht einzusehen, dass es dem Co-Chef Charles Ives an Zeit für seine große Liebe, die Musik, fehlte. Einzig die Gemeinde der Central Presbyterian Church am Broadway dürfte sich noch sehnsüchtig der Tage erinnert haben, als er ihre Orgel traktiert und ihnen zu Weihnachten Kantaten komponiert hatte. Seit Ives 1902 diese Organistenstelle aufgegeben hatte, war es musikalisch still geworden um den Businessman.

Kaum einer ahnte damals, dass er seine Nächte weiterhin – und für seine Gesundheit durchaus aufreibend – dem Komponieren widmete. Bis 1920, als er keine neuen Werke mehr in Angriff nahm, sammelte sich in seinem Schreibtisch ein Oeuvre, das als Flaschenpost an die Zukunft nur mit dem schriftstellerischen Schaffen eines Franz Kafka oder Fernando Pessoa zu vergleichen ist, die ebenfalls ihr Schreiben hinter dem bürgerlichen Beruf zurückstellen mussten. Wie spät die Öffentlichkeit vom Schaffen des Komponisten Ives Notiz nahm, kann man an seinem Klaviertrio zeigen: das 1909/10 komponierte Stück kam erst 1948 zur Uraufführung. Erst Copland und seine Generation ehrten den Nestor der amerikanischen Moderne durch regelmäßige Aufführungen, und erst mit der Verleihung des Pulitzer Preises 1947 wurde er zum Klassiker Amerikas.
Ives war im Herzen Neuenglands, in Danbury (Connecticut), aufgewachsen, wo ihm sein Vater, ein ehemaliger Bandleader der Yankies im Bürgerkrieg, die ersten musikalischen Schritte beigebracht hatte. Im Studium an Yale University (1894-98) tat sich Charlie mehr durch seine Kompositionen und als Baseballspieler denn durch seinen Studieneifer hervor. Wir verdanken jenen Studienjahren an einer amerikanischen Elite-Universität sein Klaviertrio, das er in den Jahren 1909/10 in New York komponierte. Im Vergleich mit Barber zeigt sich, wie unkonventionell Ives’ Musik damals schon war.

Erst 1948 lüftete Ives’ Ehefrau den Schleier über den zum Teil ironischen Anspielungen des Klaviertrios auf die Studienjahre ihres Mannes: “Das Trio war, auf eine grundsätzliche Weise, eine Art Reflexion oder Impression seiner College-Tage auf dem Campus vor nunmehr 50 Jahren. Der erste Satz rief eine ziemlich kurze, aber ernsthafte Ansprache ins Gedächtnis, die ein Professor an Studenten am Zaun von Yale hielt, der zweite die Spiele und Mätzchen der Studenten auf dem Campus an einem Feriennachmittag, und einige der Melodien und Lieder jener Tage wurden in diesem Satz teilweise angedeutet, manchmal auf ungehobelte Art. Der letzte Satz war teilweise eine Erinnerung an einen Sonntagsgottesdienst auf dem Campus Dwight Hall, der bei dem ‘Rock of Ages’ endete.”
Musikwissenschaftler haben Licht ins Dunkel dieser Zusammenhänge gebracht und auch das Geheimnis der rätselhaften Überschrift des 2. Satzes gelüftet, an deren Bedeutung sich der alte Ives selbst nicht mehr erinnern konnte. TSIAJ ist eine Abkürzung für “This Scherzo is a joke” (Dieses Scherzo ist ein Witz). Der Witz besteht darin, dass der Satz wie ein Quodlibet aus Studentenliedern zusammengesetzt ist, die sich praktisch alle fünf Takte ablösen. Ives begann mit dem Song einer Burschenschaft, der er im 2. Studienjahr angehört hatte, und endete mit den Liedern jener Senior Society, in die er zwei Jahre später eintrat. Der von Mrs. Ives erwähnte Philosophie-Professor im ersten Satz war der seinerzeit bekannte G.T.Ladd, das Sitzen am Zaun von Yale ein Privileg von Studenten im zweiten Studienjahr, denen Ladd seine ernste Rede hält.

Der letzte Satz beruht auf der anspruchsvollsten Komposition, die Ives während seiner Studienzeit geschrieben hatte: der Hymne All-Enduring für Chor und Orchester, komponiert für den Yale Glee Club, den Gesangverein der Universität. Nachdem dieser das Stück nicht aufgeführt hatte, griff es Ives Jahre später in dem Trio wieder auf und arbeitete es in einen seriösen Kammermusiksatz mit z. T. komplizierten Kanons um.