Klavierquintett | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Alberto E Ginastera

Klavierquintett

Quintett für Klavier

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 685

Satzbezeichnungen

1. Introduzione

2. Cadenza I per viola e violoncello

3. Scherzo

4. Cadenza II per due violini

5. Piccola musica notturna

6. Cadenza III per pianoforte

7. Finale

Erläuterungen

GINASTERA, ALBERTO, geb. 1916 in Buenos Aires, argentinischer Komponist, “eindrucksvoller Interpret der nationalen Kultur und des Nationalcharakters von Argentinien” (G. Chase). Schon mit 12 Klavierstudent, mit 14 erste Werke, stieg in führende musikalische Positionen seiner Heimatstadt auf, lebt aber seit 1968 in den USA und in Genf. Opernkomponist mit einer Vorliebe für Themen wie Inzest und sexuelle Gewalt. (Die Erstaufführung seiner Oper “Bomarzo” wurde in Buenos Aires aus moralischen Gründen verboten, ein deutscher Kritiker nannte das Werk “Porno in Belcanto”.) Verarbeitete die Volkslieder der Anden und Pampas seiner Heimat zunächst – nach eigener Aussage – in “objektiver”, später in “subjektiver” Form.

Alberto Ginasteras Klavierquintett, 1963 in Venedig uraufgeführt, stammt aus der dritten Stilphase des Komponisten, die er selbst als “Neo-Expressionismus” bezeichnet hat. Es unterscheidet sich erheblich von dem schlichten Flötenquintett “Impresiones de la Puna”, indem es die Stilwelt eines Schönberg und Berg wiederbelebt. Die stark chromatische Harmonik entspricht Ginasteras freier Handhabung der Zwölftontechnik, die aber auch auf Cluster zurückgreift (Anfang des Finales). Der Klavierpart zeichnet sich durch weite Lage, Tremolo- und Clustereffekte sowie durch starke dynamische Kontraste aus, besonders in der Solokadenz (6. Satz). Der Gesamtaufbau ist insofern besonders originell, als er die seit Boccherini übliche Besetztung des Klavierquintetts in ihre Bestandteile auflöst – tiefe Streicher, Violinen, Klavier – und jedem von ihnen eine Kadenz zuweist. Andere Sätze tragen programmatischen Charakter wie die “kleine Nachtmusik” des 5. Satzes oder das “Scherzo fantastico” im Zentrum. Es verweist auf den Begriff des “Magischen”, verwurzelt im Okkultismus der südamerikanischen Indianer, der in Ginasteras Werken jener Zeit eine große Rolle spielt.