Klavierquintett A-Dur, op. 81 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonin Dvorák

Klavierquintett A-Dur, op. 81

Quintett A-Dur für zwei Violinen, Viola, Violoncello und Klavier, op. 81

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 584

Satzbezeichnungen

1. Allegro, ma non tanto

2. Dumka. Andante con moto

3. Scherzo (Furiant). Molto vivace – Poco tranquillo

4. Finale. Allegro

Erläuterungen

2004
ANTONIN DVORAK
Klavierquintett A-Dur, op. 81

Die Entstehung von Dvoraks zweitem Klavierquintett verdanken wir einem Zufall. Als der Komponist 1887 beim Kramen auf die Partitur seines frühen Klavierquintetts, op. 5, stieß, war er mit dessen Qualität so unzufrieden, dass er ein neues Werk in gleicher Besetzung, Tonart und Anlage schrieb. Einer überspitzten Form der Anekdote zufolge konnte er das frühere Werk gar nicht erst finden und entschloss sich deshalb kurzerhand zur Neukomposition. Im August 1887 begann er das neue Quintett, im Januar 1888 wurde es in Prag uraufgeführt. Die englische Erstaufführung in London vier Monate später verhalf dem Quintett sofort zum internationalen Durchbruch.

Bis heute ist es eines der meistgespielten des Komponisten, denn es repräsentiert das Paradigma seiner Kammermusik: reiche melodische Erfindung, üppiger Klang, meisterliche Form, Volkstümlichkeit neben spätromantischem Pathos, tschechische Einflüsse, die sich in den Titeln der Mittelsätze niederschlagen.

Nahtlos reiht sich das Quintett in die große Reihe romantischer Klavierquintette von Schubert, Schumann, Brahms und Franck ein, die Höhepunkte im Schaffen ihrer Komponisten bilden; so auch bei Dvorak. Dessen Quintett wirkt wie der Versuch einer Synthese aus dem naiv strömenden Lyrismus des Forellenquintetts und dem symphonischen Charakter des Brahms-Quintetts. Gleich der Beginn des 1. Satzes – einer der bezaubernsten Einstiege der gesamten Kammermusik – stellt ein Schubertisches Cellothema einem symphonischen Tutti nach dem Vorbild von Brahms gegenüber. Ihm folgen: ein leggiero-Thema in a-Moll, ein der Bratsche zugewiesenes, wehmütiges Seitenthema in cis-Moll und eine aus diesem abgeleitete Schlussgruppe. Die Themen werden in einer Sonatenform von monumentalen Ausmaßen verarbeitet, wobei ein Zitat aus dem A-Dur-Kavierquartett von Brahms auf das Vorbild dieses Satzes verweist. Besonders hervorzuheben sind die harmonischen Ausweichungen in der Durchführung, die bis nach es-Moll und Ces-Dur führen, und die großartig gesteigerte Reprise des Hauptthemas.

In den Mittelsätzen knüpfte Dvorak an sein neun Jahre früher komponiertes Streichsextett in A und an das Quartett Opus 51 an. Wie dort, so ist auch hier das Adagio eine Dumka, wie im Sextett das Scherzo ein Furlant. Die Dumka ist – wie schon erwähnt – ein ukrainischer Volkstanz, für den der Wechsel zwischen Iamgsamen, melancholischen Teilen und schnellen Tanzabschnitten typisch ist. In der Dumka des Klavierquintetts hat Dvorak außerdem einen halbschnellen Zwischenteil eingefügt, der durch seine eigenartigen Klangmischungen zwischen Klavier und Streichern fasziniert. Das Thema der langsamen Teile ist von unwiderstehlicher Schönheit, die freilich einiges der berühmten Marcia funebre aus Schumanns Klavierquintett verdankt.

Der Furiant des dritten Satzes ist ein tschechischer Volkstanz im schnellen Dreiertakt, der im Trio auf wundersame Weise in ein Lyrisches Stück im Stile Griegs verwandelt wird. Das Finale konkurriert nicht mit dem Kopfsatz, sondern gibt sich als schwungvolle Polka mit kunstvoller Fugato-Durchführung.

Karl Böhmer

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Die Entstehung des Klavierquintetts, op. 81, von ANTONIN DVORÁK verdanken wir einem Zufall. Als der Komponist 1887 beim Kramen auf die Partitur seines frühen A-Dur-Klavierquintetts, op. 5, stieß, war er mit dessen Qualität so unzufrieden, dass er ein neues Werk in gleicher Besetzung, Tonart und Anlage schrieb. (Einer anderen Quelle zufolge konnte er das frühere Werk gar nicht erst finden und entschloss sich deshalb kurzerhand zur Neukomposition.) Im August 1887 begann er mit der Komposition seines großen A-Dur- Klavierquintetts, das im folgenden Monat vollendet und im Januar 1888 in Prag uraufgeführt wurde. Die englische Erstaufführung in London vier Monate später verhalf dem Werk sofort zum internationalen Durchbruch. Es ist bis heute eines der meistgespielten des Komponisten geblieben, denn es repräsentiert das Paradigma seiner Kammermusik: reiche melodische Erfindung, üppiger Klang, meisterliche Form, Volkstümlichkeit neben spätromantischem Pathos, tschechische Einflüsse, die sich in den Titeln der Mittelsätze niederschlagen.

Das neue Quintett reiht sich nahtlos in die große Reihe romantischer Klavierquintette von Schubert, Schumann, Brahms und Franck ein, die Höhepunkte im Schaffen ihrer Komponisten bilden; so auch bei Dvorák. Dessen Quintett wirkt wie der Versuch einer Synthese aus dem naiv strömenden Lyrismus des Forellenquintetts und dem symphonischen Charakter des Brahms-Quintetts. Gleich der Beginn des 1. Satzes – einer der bezaubernsten Einstiege der gesamten Kammermusik – stellt ein Schubertisches Cellothema einem symphonischen Tutti nach dem Vorbild von Brahms gegenüber. Ihm folgen: ein leggiero-Thema in a-Moll, ein der Bratsche zugewiesenes, wehmütiges Seitenthema in cis-Moll und eine aus diesem abgeleitete Schlussgruppe. Die Themen werden in einer Sonatenform von monumentalen Ausmaßen verarbeitet, wobei ein Zitat aus dem A-Dur-Klavierquartett von Brahms auf das Vorbild dieses Satzes verweist. Besonders hervorzuheben sind die harmonischen Ausweichungen der Durchführung bis nach es-Moll und Ces-Dur und die großartig gesteigerte Reprise des Hauptthemas.

In den Mittelsätzen knüpfte Dvorák an sein neun Jahre früher komponiertes Streichsextett in A an. Wie dort, so sind auch hier Adagio und Scherzo durch eine Dumka und einen Furiant ersetzt. Die Dumka ist ein ukrainischer Volkstanz, für den der Wechsel zwischen langsamen, melancholischen Teilen und schnellen Tanzabschnitten typisch ist. In der Dumka des Klavierquintetts hat Dvorák außerdem einen halbschnellen Zwischenteil eingefügt, der durch seine eigenartigen Klangmischungen zwischen Klavier und Streichern fasziniert. Das Thema der langsamen Teile ist von unwiderstehlicher Schönheit, die freilich einiges der berühmten Marcia funebre aus Schumanns Klavierquintett verdankt. Der Furiant des 3. Satzes ist ein tschechischer Volkstanz im schnellen Dreiertakt, der im Trio auf wundersame Weise in ein Lyrisches Stück im Stile Griegs verwandelt wird. Das Finale konkurriert nicht mit dem 1. Satz, sondern gibt sich als schwungvolle Polka mit kunstvoller Fugato-Durchführung.

2001

ANTONIN DVORAK
Klavierquintett A-Dur, op. 81

Dvoraks großes Klavierquintett verdanken wir dem Umstand, dass er nicht zu den Ordentlichsten beim Aufbewahren seiner Manuskripte gehörte. Beim Wühlen in alten Notenmaterialien soll der Komponist 1887 auf die Partitur seines frühen Klavierquintetts, op. 5, gestoßen sein. Mit dessen Qualität sei er so unzufrieden gewesen, dass er sich entschloss, ein neues Werk in der gleichen Besetzung, Tonart und Anlage zu schreiben. Einer anderen Quelle zufolge konnte er das frühere Werk gar nicht erst finden und entschloss sich deshalb kurzerhand zur Neukomposition.

Im August 1887 begonnen und im folgenden Monat vollendet, wurde das Klavierquintett A-Dur, op. 81, bereits im Januar 1888 in Prag uraufgeführt. Die Erstaufführung in London vier Monate später verhalf dem Werk sofort zum internationalen Durchbruch. Es ist bis heute eines der meistgespielten des Komponisten geblieben, denn es repräsentiert das Paradigma seiner Kammermusik: reiche melodische Erfindung, üppiger Klang, meisterliche Form, volkstümliche Einfälle neben spätromantischem Pathos, tschechische Einflüsse, die sich in den Titeln der Mittelsätze niederschlagen.
Das Quintett wirkt wie der Versuch einer Synthese zwischen dem naiven Lyrismus des „Forellenquintetts“ von Schubert und dem symphonischen Charakter des Klavierquintetts von Brahms. Gleich der Beginn des ersten Satzes – einer der bezaubernsten Einstiege der gesamten Kammermusik – stellt ein schubertisches Cellothema einem symphonischen Tutti nach dem Vorbild von Brahms gegenüber. Zwischen diesen beiden Ebenen bewegt sich der gesamte Satz. Besonders hervorzuheben sind das chromatische Seitenthema der Bratsche, die Durchführung, die harmonisch bis nach es-Moll und Ces-Dur ausweicht, und die großartig gesteigerte Reprise des Hauptthemas.

In den Mittelsätzen knüpfte Dvorák an sein neun Jahre früher komponiertes Streichsextett an. Wie dort sind auch hier Adagio und Scherzo durch eine Dumka und einen Furiant ersetzt. Bei der Dumka handelt es sich um einen ukrainischen Volkstanz, für den der Wechsel zwischen langsamen, melancholischen Teilen und schnellen Tanzabschnitten typisch ist. In der Dumka des Klavierquintetts hat Dvorák außerdem einen halbschnellen Zwischenteil eingefügt, der durch seine eigenartigen Mischklänge aus Klavier und Streichern fasziniert. Das Thema der langsamen Teile ist von unwiderstehlicher Schönheit, die freilich einiges der berühmten Marcia funèbre aus Schumanns Klavierquintett verdankt.

Der Furiant des dritten Satzes ist ein tschechischer Volkstanz im schnellen Dreiertakt, der im Trio auf wundersame Weise in ein „Lyrisches Stück“ im Stile Griegs verwandelt wird.

Das Finale konkurriert nicht mit dem 1. Satz, sondern gibt sich als schwungvolle Polka mit kunstvoller Fugato-Durchführung.

Karl Böhmer