Drei Tänze | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

John Dowland

Drei Tänze

Drei Tänze

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 567

Satzbezeichnungen

1. Mrs. Nicols Almand

2. Mr. George Whitehead his Almand

3. The Earl of Essex his Galliard

Erläuterungen

JOHN DOWLAND, den buchstäblich ganz Europa, nicht aber die englische Königin Elisabeth I. als den bedeutendsten Lautenisten um 1600 anerkannte, verfaßte seine Musik häufig in alternativen Besetzungen. So kann man seine Lautenlieder, die er in vier berühmten Bookes of Songes or Ayres veröffentlichte, entweder solistisch zur Laute oder im vierstimmigen Vokalconsort singen. Manche hat Dowland außerdem “intavoliert”, d. h. auf Laute übertragen, und gleichzeitig für vierstimmiges Instrumentalconsort gesetzt, wobei das Lied in der Regel den Namen eines Tanzes annahm.
Eines der bekanntesten Beispiele für diese Praxis ist die Galliarde des Earl of Essex, an die sich eine hübsche Anekdote knüpft. Nachdem Essex’ berühmte Verschwörung gegen seine frühere Gönnerin Königin Elisabeth fehlgeschlagen war, bestellte er bei Dowland ein Lied mit dem Titel “Can she excuse?” (Kann sie verzeihen?). Er wollte so die Gnade der Königin erflehen. Doch das herrliche Stück, das Dowland in der Instrumentalfassung The Earl of Essex his Galliard nannte, konnte Elisabeth nicht erweichen. Essex wurde hingerichtet.
Der Starrsinn der Königin spielte auch in Dowlands Leben eine entscheidende Rolle. Denn aus einem nicht geklärten Grund (Dowlands Katholizismus allein reicht als Ursache nicht aus) hatte sie eine Abneigung gegen den Virtuosen und lehnte 1594 seine Bewerbung um eine Lautenistenstelle bei Hof ab. Wutentbrannt verließ Dowland die Insel und reiste jahrzehntelang durch Europa, geriet in Florenz in ein Mordkomplott von Exilkatholiken gegen die Königin, ging nach Kassel, Nürnberg und Kopenhagen, wo man ihn feierte. Die ersehnte Hofstelle jedoch blieb ihm bis zum Tod Elisabeths verwehrt. Erst 1612 ernannte ihn König James I. zu einem der King’s Lutes.
Die drei Tänze unseres Programms wurden von Ferdinand Neges von der Consortfassung auf das Gitarrentrio übertragen. Den Bräuchen der Renaissance entsprechend, gehen der schnellen Galliarde, einem Springtanz, zwei langsame Allemanden voraus.