Bläserquintett g-Moll, op. 56,2 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Franz Danzi

Bläserquintett g-Moll, op. 56,2

Quintett g-Moll für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott, op. 56,2

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 517

Satzbezeichnungen

1. Allegretto

2. Andante

3. Menuetto -Trio

4. Allegretto

Erläuterungen

Anno 1763 wurde dem Mannheimer Hofcellisten Innozenz Danzi im schönen Schwetzingen ein Sohn geboren, der den Namen Franz tragen und seinen Vater später an musikalischem Ruhm weit übertreffen sollte. (Sein weniger bekannter Bruder Johann war übrigens Geiger in der Koblenzer Hofkapelle.) Der Geburtsort war für den Lebensweg des Sohnes nicht ohne Belang, denn der Vater hatte seinen Kurfürsten Carl Theodor wie jedes Jahr zum Sommeraufenthalt nach Schwetzingen begleitet, um mit der Mannheimer Hofkapelle dort zu musizieren. Ein Platz in diesem berühmtesten Orchester Europas wurde dem Sohn in Schwetzingen in die Wiege gelegt, hatten die Mannheimer doch ein damals einmaliges System der Nachwuchsförderung entwickelt: Die Söhne der Orchestermitglieder wurden, kaum dass sie eine Geige oder Cello anständig spielen konnten, an die hinteren Pulte der Hofkapelle gesetzt. Ein bißchen vom “Prinzip Villa Musica”, dem Zusammenspiel zwischen hochbegabtem Nachwuchs und erfahrenen Profis, schwang auch in dieser “Mannheimer Orchesterakademie” mit, einer für Deutschland einmaligen Talentschmiede.Viele deutsche Komponisten der Frühromantik sind aus dieser Mannheimer Schule hervorgegangen, so auch Franz Danzi. Nachdem er in Mannheim und München sein ersten Schritte als Komponist getan hatte (unter anderem mit der Schauspielmusik zur Uraufführung von Schillers Die Räuber!), wurde er später Hofkapellmeister in Stuttgart und Karlsruhe. Dort entwickelte er sich zu einem Vorreiter der deutschen Oper und einem Mentor Carl Maria von Webers. In seinen Instrumentalwerken ahmte er den Stil Mozarts nach, den er über alles bewunderte, würzte ihn allerdings mit den chromatischen Experimenten der Mannheimer Schule im Gefolge des Abbé Vogler und mit einer Suche nach neuen klangfarblichen Möglichkeiten.
Solche eröffneten sich ihm in der Gattung Bläserquintett, die 1817 von Anton Reicha in Paris erfunden worden war. Danzi “hatte über die Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung, deren Mitarbeiter er viele Jahre hindurch war, von Reichas Versuchen … und den überaus großen Erfolgen der öffentlichen Aufführungen erfahren. In den vielfältigen farblichen Nuancierungsmöglichkeiten dieses Bläsersatzes erkannte er einen seiner persönlichen Neigung zutiefst entgegenkommenden Ansatz zu größerer Ausdrucksgestaltung.” (Klaus Burmeister) In den folgenden Jahren komponierte Danzi insgesamt neun Bläserquintette, deren erste um 1821 als Opus 56 in Paris und Berlin herauskamen. Um ihrem Stil Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, sollte man sie nicht an Webers Freischütz oder an Schubert messen, sondern am Nach-Mozart-Idiom, wie es etwa auch bei Spohr, Hummel oder Dussek zu finden ist. Die Musik steht in einer seltsam anmutenden Mitte zwischen Weber und Mozart.
Das g-Moll-Quintett, op. 56,2, ist viersätzig angelegt, wie ein Streichquartett bei Haydn oder Mozart. Der Allegretto-Kopfsatz bewegt sich wirkungsvoll zwischen dem gespenstischen Notturno-Hauptthema, das an den Mozart des Don Giovanni denken lässt, und einem virtuosen Seitensatz voller kontrapunktischer Feinheiten. Im Seitenthema kann man die sogenannte “durchbrochene Arbeit” beobachten, das Wandern der Hauptstimme von Instrument zu Instrument: Eine Sechzehntelfiguration wird nahtlos von der Flöte an die Oboe, schließlich an die Klarinette weitergereicht. In der Durchführung des Sonatensatzes hat Danzi in Mozarts Manier ein neues, gesangliches Thema angebracht. Der langsame Satz ist ein pastorales Andante, das an die Mittelsätze gewisser Klavierkonzerte Mozarts (KV 459, 488) und an die Rosenarie im Figaro erinnert. Eigenständiger wirken das Menuett mit seinen raffinierten Akzentverschiebungen und das Finale mit seinem italienisch anmutenden Thema über repetierten Achteln der Unterstimmen.