Serenade A-Dur op. 24 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Emil Hartmann

Serenade A-Dur op. 24

Serenade A-Dur op. 24 für Klarinette, Violoncello und Klavier

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Besetzung

Klarinette
Violoncello
Klavier

Satzbezeichnung

Idylle. Andante – Allegro
Romanze. Andante – Allegretto scherzando – Andante
Rondo-Finale. Allegro

Erläuterung

Emil Hartmann war der letzte bedeutende Spross einer dänischen Musikerdynastie, die in der Zeit Haydns mit seinem Urgroßvater, dem aus Schlesien stammenden Johann Joseph Hartmann, begonnen hatte und sich über drei Generationen bis zu Emil fortsetzte. Obwohl er von seinem Vater zum Organisten und Komponisten ausgebildet worden war und in Kopenhagen wichtige Posten bekleidete, hielt er sich ebenso gerne und häufig in Deutschland auf. Dort wurde er als Dirigent und als Komponist dänischer „Nationalmusik“ gleichermaßen geschätzt. Seine einaktige Oper Runenzauber brachte 1896 kein Geringerer als Gustav Mahler in Hamburg zur Uraufführung.

Im Jahr 1878 erschien im Berliner Musikverlag Carl Simon seine Sérénade Opus 24 für Klarinette, Cello und Klavier – die gleiche Triobesetzung, die ein Dreivierteljahrhundert früher Beethoven mit seinem „Gassenhauer-Trio“ erfunden hatte und die 15 Jahre später von Brahms aufgegriffen werden sollte. In unserer Aufführung wird das Violoncello durch Fagott ersetzt.

Im Gegensatz zu den beiden großen Trios von Beethoven und Brahms schrieb Hartmann eine Serenade, also ein launiges, aus drei Sätzen leichteren Gehalts zusammen gesetztes Opus, das in A-Dur beginnt und in a-Moll endet. Der Tonart entsprechend, verwendete er die weichere A-Klarinette statt der sonst üblichen B-Klarinette. Sie eröffnet den ersten Satz mit einem zarten Andante-Thema, das vom Fagott beantwortet wird – eine Idylle, wie schon der Titel verspricht. Nur zwölf Takte umfasst diese langsame Einleitung, bevor das Klavier mit gebrochenen Akkorden das Allegro eröffnet. Auf seinem wogenden Klanggrund erhebt sich sanft leuchtend das Hauptthema der beiden Oberstimmen. Ihm folgt als Seitenthema eine dänische Volksweise in fis-Moll, die dem Klavier zufällt. Selbst eine Schlussgruppe mit kernigen Triolen weist der Satz auf, der in klassisch-romantischer Sonatenform seine drei Themen in Durchführung, Reprise und Coda ausführt. Dabei kehrt die langsame Einleitung zweimal wieder: vor der Durchführung und zum Schluss, als langsame Coda. Der Satz endet also mit den gleichen idyllischen Tönen, mit denen er begonnen hat.

Im zweiten Satz hat Hartmann auf launige Weise Andante und Scherzo miteinander verwoben. Zunächst erfüllt das Fagott die Erwartungen, die der Titel Romanze weckt, mit einer leicht sentimentalen, weit ausholenden Melodie in F-Dur. Die Klarinette stimmt in den Gesang ein, der vom Klavier mit zartesten Tönen molto cantabile begleitet wird. Am Ende wendet sich die Harmonie nach d-Moll, und ein flinkes, flirrendes Allegretto scherzando setzt ein. Hier gibt das Klavier den Ton an: ein nordischer Elfenreigen, der molto grazioso e leggiero gespielt werden muss, also sehr graziös und leicht. Nachdem die Waldgeister ihr Unwesen getrieben haben, geben sie den Platz wieder frei für die Romanze, die, von wogenden Arpeggi des Klaviers begleitet, einem zart verhauchenden Schluss zustrebt.

Auf diesen Pianissimo-Schluss wollte Hartmann auch im Finale keine polternd lauten Töne folgen lassen. Vielmehr setzen die beiden Bläser mit einem leisen, geheimnisvollen a-Moll-Thema im nordischen „Volkston“ ein – das Rondothema des Satzes. Es wird im Laufe des Satzes mehrfach wieder herangelockt, klanglich verfeinert und in seinen romantischen Stimmungen ausgelotet. Die Episoden dazwischen werden jeweils von einem Partner angeführt: erst vom Klavier „sehr graziös“ in A-Dur, dann von der Klarinette sanft singend in F-Dur. Diese zweite Episode steigert sich durchführungsartig bis zu „großer Leidenschaft“: con passione und con fuoco („mit Feuer“) lauten die Vortragsanweisungen, bevor in schnellerem Tempo die Coda einsetzt. Die beiden Bläser werden in einen Achtelstrudel hineingerissen, den das Klavier mit chromatisch absteigenden Bässen und machtvollen Akkorden untermalt – ein furioses Finale für ein höchst wirkungsvolles Stück spätromantischer Kammermusik.

Karl Böhmer