Der Tod der Dido | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Niccolò Jommelli

Der Tod der Dido

Der Tod der Dido

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Erläuterung

NICCOLÒ JOMMELLI

Der Tod der Dido

Metastasios berühmtes Libretto Didone abbandonata hat Jommelli gleich drei Mal vertont: 1747 für Rom, 1749 für Wien und 1763 für Stuttgart. Jedes Mal hat er die Partie der Dido neu geschrieben: in Rom für einen Kastraten in Frauenkleidern, in Wien für die dortige Primadonna und in Stuttgart für Maria Masi Giura, die eine ebenso große Schauspielerin wie Sängerin war. Dies stellte sie besonders am Schluss der Oper unter Beweis: beim Tod der Dido.

Drei Akte nach ihrer stolzen ersten Arie ist Dido eine verlassene und gebrochene Frau: Aenas ist nach Italien aufgebrochen, ihre Berater und ihre Schwester hat sie verscheucht, den hämischen Jarba mit einer letzten Abfuhr von sich gewiesen. Einsam und verzweifelt irrt sie in ihrem brennenden Palast umher, bis sie sich in die Flammen stürzt. Kein anderer Komponist hat diese berühmte Szene so genial vertont wie Jommelli: „Zuweilen flog er kühn über seinen Dichter hinweg: Er sprach ohne Wörter, und ließ die Instrumenten fort declamiren, wenn der Dichter schwieg“ (Vogler). Orientierungslos, heillos, atemlos irrt Dido durch den brennenden Palast. Während sie nur noch abgerissene Sätze stammelt, um am Ende ganz zu verstummen, „deklamieren die Instrumente fort“. Die ganze große Szene wird von einem reißenden Strom züngelnder Tonmalereien getragen – eine für Jommelli typische Nachahmung der Natur: „Jomelli bereicherte die Welt mit Neuheiten – ihm stund das ganze Feld der Natur offen, und sie war eben der Schauplaz auf dem sich seine schöpferische Phantasie so sehr zum Vortheil zeigte“ (Vogler). Hier schwebte dem Komponisten das Naturbild eines großes Brandes vor Augen, der am Ende durch eine Flutwelle gelöscht wird. Denn ganz am Ende der Stuttgarter Opernaufführung erschien der Meeresgott Neptun auf der Bühne und löschte den Brand von Karthago. Im Originallibretto von Metastasio kommt diese seltsame Göttererscheinung natürlich nicht vor, und sie wurde alsbald aus Jommellis großartiger Partitur wieder entfernt. Das seltsame Verstummen des Orchesters aber ist geblieben – das Verlöschen des großen Brandes.