Klavierquartett e-Moll, op. 11 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Zdenek Fibich

Klavierquartett e-Moll, op. 11

Quartett e-Moll für Violine, Viola, Violoncello und Klavier, op. 11

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3492

Satzbezeichnungen

1. Allegro moderato

2. Tema con variazioni. Adagio non troppo

3. Allegro energico

Erläuterungen

2004

ZDENEK FIBICH
Klavierquartett e-Moll, op. 11

Die tschechische “Nationalmusik”, wie sie sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts herauszubilden begann, verbinden wir heute mit den Namen Bedrich Smetana und Antonin Dvorak. Als Dritter im Bunde galt seinerzeit Zdenek Fibich, ein Platz, den ihm erst Janacek zu Beginn des 20. Jahrhunderts streitig machte. Das Schattendasein, das er seitdem in den Konzertprogrammen führt, ist auch ein Ergebnis der Diskriminierung, die die nationaltschechische Musikbewegung den deutsch orientierten Komponisten ihres Landes entgegenbrachte.

Im Gegensatz zu dem volksverbundenen Tschechen Dvorak verkörperte der virtuose Pianist und polyglotte Kunstkenner Fibich das deutsche Bildungsbürgertum im damaligen Böhmen. In seiner Kunst blieb er westlichen Tendenzen gegenüber offen. “Obgleich ein eminenter Sinfoniker, Begründer der tschechischen Sinfonischen Dichtung, hervorragender Opernkomponist und Schöpfer einzigartiger Werke wie der Melodramen-Triologie Hippodamia gereichten ihm seine Vielseitigkeit und Weltoffenheit zum Handicap. Man vermisste nicht nur in seiner Heimat den für einen Komponisten der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts unabdingbaren nationalen Tonfall.” (Sixtus König)

Der in Vseboice geborene Sohn eines Auerspergischen Forstbeamten hatte seine Studien in Wien begonnen und in Leipzig und Mannheim, u.a. bei lgnaz Moscheles, vollendet. Als musikalisches Wunderkind, das bereits mit 15 mehr als 50 Werke komponiert hatte, bevorzugte er anfangs in seinen Liedern deutsche Texte und wandte sich erst allmählich der national-tschechischen Opernbewegung zu, welche er durch Musikdramen (Der Sturm, Sarka u. a.), vor allem aber durch Melodramen bereicherte. Eine Vorliebe für Stoffe aus der Weltliteratur und der deutschen Klassik anstelle der üblichen tschechischen Dorf- und Märchengeschichten, das Beharren auf der deutschen Form seines Vomamens Zdenko und der eher internationale als tschechische Charakter seiner Symphonik sind weitere Indizien für Fibichs deutsche oder besser westliche Orientierung, die im’ Klima des sich verschärfenden Nationalismus gegen Ende des Jahrhunderts notwendig untergehen musste.

Heute von einer Fibich-Renaissance zu sprechen, wäre verfrüht, doch einzelne seiner Werke erfreuen sich wieder stärkerer Beachtung. So spielte das Ensemble Villa Musica 1998 sein Klavierquartett op. 11 und sein Klavierquintett op. 42 ein.