Concerto C-Dur, RV 533 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonio Vivaldi

Concerto C-Dur, RV 533

Concerto C-Dur, RV 533 (Arr. Flautando Köln)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3321

Satzbezeichnungen

1. Allegro

2. Largo

3. Allegro

Erläuterungen

2004:
ANTONIO VIVALDI
Concerti C-Dur und g-Moll

Beginnen wir – wie anders? – mit Antonio Vivaldi. Der geborene Venezianer, katholische Priester, Geigenprofessor, Opernintendant, Astmatiker und verschlagene Geschäftsmann mit dem roten Haar wurde von seinen Landsleuten kurz „der rothaarige Priester“ genannt. Dabei schwang unterschwellige Kritik an der schillernden Erscheinung mit, denn schließlich teilte Vivaldi mit seiner Primadonna Anna Girò das Haus, obwohl er Priester war, machte als Opernunternehmer Karriere, obwohl er eigentlich Geigenstunden geben sollte, verkehrte mit dem deutschen Kaiser und dem Botschafter des französischen Königs, musste sich aber von einheimischen Kaufleuten und Kardinälen gängeln lassen. Vivaldis Lebensgeschichte ist viel zu spannend, um sie hier auch nur andeutungsweise zu erzählen. Die geneigten Zuhörerinnen und Zuhörer seien ermuntert, zu einer gängigen Biographie zu greifen, am besten der des Briten Michael Talbot, um Vivaldi auf seinen sehr venezianisch gewundenen Lebenswegen zu folgen. Oder sie könnten das kleine Buch Barockkonzert des kubanischen Autors Alejo Carpentier lesen, in dem auf unnachahmliche Weise die Atmosphäre im Ospedale della Pietà, Vivaldis Wirkungsstätte, geschildert wird.
An einer Stelle dieser Erzählung strömen sie unvermutet herbei, jene nur nach ihrem Vornamen und ihrem Instrument benannten Mädels, die Vivaldis Schülerinnen und sein Orchester waren. Manche Caterina del Flauto wird darunter gewesen sein, denn seine hoch virtuosen Flötenkonzerte – für Altblockflöte, Flautino oder Traversflöte – hat Vivaldi durchweg seinen Schülerinnen im Ospedale auf den Leib geschneidert.

Unser erstes Concerto ist Vivaldis einziges Doppelkonzert für zwei Traversflöten und Streicher. Flautando Köln hat es für vier Blockflöten arrangiert, was angesichts der geradlinigen Faktur dieses hitverdächtigen Stücks naheliegt: Die beiden Solostimmen sind fast durchweg in Terz- und Sextparallelen geführt oder lösen einander in einfachen Imitationen ab. Die Violinen laufen in den Tuttipassagen colle parti mit den Flöten, während die Unterstimmen eine bloße Klangfüllung bringen. In den munteren Anapäst-Rhythmen der Ecksätze und ihren fast möchte man sagen quietschfidelen Dreiklangsbrechungen spürt man etwas vom Prickelnden, das Vivaldis Concerti auf Musikfreunde aus ganz Europa um 1720 ausstrahlten. Der Mittelsatz ist wie so oft bei ihm eher von versonnenem Charakter, ein Trio der Flöten über einem gehenden Bass.
Am Ende des Konzerts kehren die Interpretinnen noch einmal zu Vivaldi zurück, diesmal ins Genre des Concerto da camera, zu dem das g-Moll-Konzert, RV 106, gehört. Wie immer, wenn Vivaldi diese Tonart benutzte – man denke an den Sommer aus den Vier Jahreszeiten – trägt die Musik einen eher melancholischen Duktus, der uns wie ein Spiegel der vom Verfall bedrohten Aura Venedigs erscheint.

In der intimen Originalbesetzung dieses Concerto dialogisieren eine Blockflöte, eine Violine und ein Fagott über dem Basso continuo. Wieder haben unsere Interpretinnen ihr eigenes Arrangement dieses Konzerts geschrieben, in dem die wechselnden Soli auf das Flötenquartett verteilt sind. Offenbar hat Vivaldi dieses mehr kammermusikalische Concerto nicht für seine Mädchen im Ospedale komponiert, sondern primär für fürstliche „Cammermusici“, also für männliche Hofmusiker, mit denen er es 1718 bis 1720 am Hof in Mantua, ein paar Jahre später in Rom und Prag zu tun hatte. Wie bei vielen seiner handschriftlich überlieferten Instrumentalwerke kennen wir die genaue Entstehungszeit nicht, sie dürfte aber kaum später als 1725 liegen.