Partia Nr. 5 g-Moll aus Harmonia Artificioso-Ariosa | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Heinrich Ignaz Franz Biber

Partia Nr. 5 g-Moll aus Harmonia Artificioso-Ariosa

Partia Nr. 5 g-Moll aus Harmonia Artificioso-Ariosa In septem Partes vel Partias distributa

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3245

Satzbezeichnungen

1. Intrada. Alla breve

2. Aria. Adagio

3. Balletto. Presto

4. Gigue

5. Passacaglia. Adagio – Allegro – Adagio

Erläuterungen

2002
H.I.F. BIBER
Partia V und VI

Partia V (Stimmung: g-d‘-a‘-d‘‚): Vier kurze Sätze – Intrada, Aria, Balletto und Gigue – bereiten die fünfminütige Passacaglia vor, das Hauptstück der Suite. In den ersten Sätzen legen Doppelgriffe, Glockenklänge und kleinteilige Imitationen den misanthropischen g-Moll-Ton dieser Suite fest, der in der Passacaglia gipfelt. Über einer aufsteigenden Variante des Passacagliabasses, wie sie auch von Bach, Marais und anderen Komponisten verwendet wurde, ergehen sich die Violinen in einem Lamento aus absteigenden Phrasen, Doppelgriffen und immer virtuoser werdenden Fiorituren. Die fremdartigen Wirkungen der Skordatur verstärken noch den pathetischen Eindruck dieses Satzes, der zu den schönsten Passacaglie des Barock zählt.

Partia VI (Stimmung g-d‘-a‘-e‘‚): Die einzige Suite in der normalen Geigenstimmung nutzt die Brillanz des D-Dur-Klangs weidlich aus. Wie in Nr. 5 gibt es auch hier einen eindeutigen Hauptsatz: die zentrale Aria mit 13 Variationen. Das Praeludium bereitet die irrwitzigen Passagen dieses Satzes wirkungsvoll vor, indem es auf bewegende Vorhalten im Adagio mitreißende gebrochene Dreiklänge im Allegro folgen lässt. Die etwas steife Aria offenbart ihre Qualitäten erst in den 13 Variationen. Zwischen aberwitzigen Passagen und vollgriffigen Akkorden betonen die Imitationen im Einklang immer wieder die Eintracht zwischen den beiden Oberstimmen: „Öffne Dein Ohr, erhabenster Fürst“, schrieb Biber in der Widmungsvorrede an Erzischof Johann Ernst, „denn alle Dinge, die sich der Ewigkeit würdig erweisen, sind miteinander im Einklang. Und warum sollte ich dies nicht beweisen, indem ich mein Vertrauen in den Einklang der Geigen setze und das Lehrreiche mit dem Lieblichen verbinde?“