Quartett | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Jean Françaix

Quartett

Quartett für Klarinette, Bassetthorn, Bassklarinette und Klavier

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3205

Satzbezeichnungen

1. Introduzione

2. Scherzo

3. Andante

4. Finale

Erläuterungen

2003
JEAN FRANÇAIX
Quartett

Jean Françaix gilt als der Meister des Divertissement unter den französischen Komponisten seiner Generation. Seine gleichermaßen virtuosen wie eleganten, klangschönen wie witzigen Werke haben Musiker auf der ganzen Welt erfreut – ganz besonders die Bläser.

In seiner ironischen Autobiographie verriet der Komponist viel von seinem Wesen: „Die Tatsache, dass ich in Le Mans, der Stadt des 24-Stunden-Rennens, geboren wurde, dürfte den übersättigten Leser wohl kaum interessieren – allerhöchstens, dass Le Mans von einer prächtigen Kathedrale überragt wird… Mein Vater besaß die Ausgeglichenheit und den Eigensinn der Menschen im Norden Frankreichs. Meine Mutter hingegen hatte, obgleich in Le Mans geboren, ein feuriges Temperament und entstammte einer lothringischen Familie… Mein einziger ‚Leistungsnachweis‘ ist ein erster Preis bei einem Klavierwettbewerb am Pariser Konservatorium – was ja nicht gerade viel ist. Verschiedene Orden zieren meine Brust, doch ist auch dies in Frankreich nichts Außergewöhnliches. Meine Lehrerin, Nadia Boulanger, hat sich stets vergeblich bemüht, mir Harmonie und Kontrapunkt oder gar das Schreiben von Fugen beizubringen. Um aber ihren Ruf zu wahren, pflegte sie zu sagen, ich würde dies alles instinktiv beherrschen.“

Mit seinem 1993 komponierten Quartett für Klarinette, Bassetthorn, Bassklarinette und Klavier hat Françaix seiner Kontrapunkt-Professorin posthum alle Ehre gemacht. Die langsame Einleitung (Introduzione) hebt mit feierlichen Imitationen an, und auch das folgende feurige Allegro bedient sich immer wieder fugen- bzw. kanonartiger Techniken. Was daraus entsteht, ist freilich ein einziger, flirrender Klarinettenklangteppich über dem rastlosen Puls des Klaviers. Mal treten die drei Klarinetten zurück und überlassen dem Klavier das Thema, mal werden sie im leisen Mittelteil vornehm sentimental, um sich nachher wieder in ausgelassene Rhythmen und rauschendes Laufwerk zu stürzen. Majestätisch lassen sie gegen Ende das Hauptthema noch einmal anklingen, bevor eine Klavierkaskade den Satz delicatamente beschließt. „Typisch Françaix“ sind auch die leichtfüßigen Schritte des Scherzo, die zarte Melancholie des Andante und der mitreißende Schwung des Finale, dessen scheinbare Leichtigkeit den Spielern gnadenlose Präzision abverlangt.