Sinfonia E-Dur | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Giovanni Ferrandini

Sinfonia E-Dur

Sinfonia E-Dur (aus den 6 Darmstädter Sinfonien)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3166

Satzbezeichnungen

1. Allegro

2. Andante amoroso

3. Allegro assai

Erläuterungen

2003
GIOVANNI FERRANDINI
Sinfonia E-Dur

Wenn oben von einer Korrespondenz zwischen dem Rokoko und der Musik der Zeit, zwischen Cuvilliés und den Italienern die Rede war, so hat dies bei unserem zweiten Komponisten seine volle Berechtigung. Es war Musik von Giovanni Ferrandini, die am 12. Oktober 1753 zur Einweihung des Cuvilliés-Theaters in München erklang: die Festoper Catone in Utica.

Sie wird aus Anlass des 250. Jubiläums am 12.10. diesen Jahres in München wieder aufgeführt – einer der wenigen Versuche, sich der Musik dieses liebenswürdigen Venezianers wieder zu erinnern. Ein anderer war die Einspielung seiner Passionskantate Pianto di Maria durch Reinhard Goebel vor 10 Jahren – damals noch unter dem falschen Vorzeichen, dass dieses hochexpressive Stück von Händel stamme.

Zwischen eigenwilliger Expression und galantem Plätschern, Händel-Anklängen und Trommelbässen ist Ferrandinis Musik auch sonst angesiedelt – seine Flötenkonzerte, von denen eines 1997 in Schloss Engers erklang, seine Arien und seine sechs Darmstädter Sinfonien, deren letzte heute auf dem Programm steht. Ferrandini kam schon als Kind nach München, um unter Kurfürst Max Emanuel als Oboist im Hoforchester zu spielen. Unter dessen Sohn Karl Albrecht, ab 1742 Kaiser Karl VII., stieg er zum Hofkomponisten, Direktor der Kurfürstlichen Kammermusik und Kurfürstlichen Rat auf. Nach dem frühen Tod des Kurfürsten hat ihn auch dessen jugendlicher Sohn Max III. Joseph großzügig gefördert – bis zu besagter ehernvoller Opernaufführung zur Einweihung des Nuovo Teatro die Corte, wie das Cuvilliés-Theater damals hieß. Zwei Jahre später, 1755, ging Ferrandini zurück nach Italien – angeblich in den Ruhestand, wohl eher, um als bayerischer Agent in Padua für den nötigen Nachschub an italienischen Kastraten, Primadonnen und Komponisten für die Hofoper im Cuvilliés-Theater zu sorgen. In Padua war Ferrandini eine Institution – auch die Mozarts haben ihn dort getroffen. Dennoch ging er am Ende seines Lebens noch einmal nach München zurück, wo er 1791, im selben Jahr wie Mozart gestorben ist.

Seine E-Dur-Sinfonie ist ein typisches Werk des melodischen Stils italienischer Provenienz. Sie gehört zu einem Zyklus von sechs Sinfonien, die heute in Stimmenabschriften in Darmstadt verwahrt werden. Die ersten fünf weisen neben den Streichern auch je zwei Partien für die Oboe da silva (Oboe da caccia) auf, nur die letzte in E ist für Streicher alleine geschrieben. Der Autor dieser Zeilen hat sie für das heutige Konzert spartiert. Ihre viersätzige Anlage mit Menuett und Trio wirkt modern, ihre Melodik beschwingt, wenn auch durch die allzu häufigen Echo-Effekte etwas stereotyp. Am schönsten sind der kurze langsame Satz in e-Moll und das Trio des Menuetts in der gleichen Tonart – Belege für Ferrandinis anrührende Vorhalts-Melodik in Moll. Wer mehr davon hören möchte, dem sei dringend sein Pianto di Maria empfohlen, eines der schönsten Stücke italienischer Vokalmusik im Schatten Pergolesis.