Quartett A-Dur, op. 4,6 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Carl Stamitz

Quartett A-Dur, op. 4,6

Quartett A-Dur für Flöte, Violine und Basso, op. 4,6

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3150

Satzbezeichnungen

1. Allegro poco moderato

2. Romance. Andantino

3. Allegro

Erläuterungen

Obwohl er kein Bläser war, sondern Bratschenvirtuose, verdankt Carl Stamitz seinen heute immer noch beachtlichen Nachruhm nicht unwesentlich der Flöte und der Klarinette. Eine bedeutende lebende Klarinettistin hat seine Klarinettenkonzerte flächendeckend eingespielt, alle Flötisten sein G-Dur-Konzert und auch die zahlreichen Klarinetten- und Flötenquartette aus Carls Feder sind in modernen Ausgaben leicht zugänglich.

Zu verdanken hat Carl Stamitz diese Sonderstellung seinem überaus gefälligen Stil, der von melodischer Begabung zeugt, soliden Satz mit hochklassischen Formen verbindet und als eine Art unangestrengte Antwort auf Mozart verstanden werden kann. Mitverantwortlich für Carls Ruhm ist aber natürlich auch der klingende Name seines Vaters Johann, der zum Begründer der Mannheimer Schule wurde.

Der Sohn war von Anfang an dabei, lernte das Mannheimerische in Komposition und Ausführung von der Pike auf und wurde erwartungsgemäß, wie es Eugene Wolf formulierte, „ein führendes Mitglied der zweiten Generation der Mannheimer Orchesterkomponisten“. Begründet hat er diesen Ruf nicht mehr in seiner Heimatstadt, sondern in Paris, London und Den Haag, wo er sich jeweils für einige Jahre mit anhaltendem Erfolg aufhielt. Freilich tauschte er das einträgliche Geschäft als Solist und publizierender Komponist im umtriebigen Verlags- und Konzertgeschäft dieser Metropolen immer wieder gegen das unstete Wanderleben eines reisenden Virtuosen auf Viola und Viola d’amore ein. Dies sollte letztlich ab 1792 unter den Auspizien der sich ausbreitenden Revolutionskriege zum Niedergang seines Ruhms führte. Er starb, von den Zeitläuften überrollt und in wenig einträglicher Stellung, 1801 in Jena.

Seine Glanzzeit blieben im Rückblick die Pariser Jahre 1770-77, in denen er seine Stellung soweit konsolidieren konnte, dass ihn sogar Mozart als unliebsame Konkurrenz empfand. Dieser bezeichnete Stamitz in einem Brief aus Paris 1778 zwar als „elenden Notenschmierer“, doch kann man dies getrost ins Kapitel der Mozartschen „Hate Mail“ gegen erfolgreichere Kollegen verweisen.

Carls 1774 in Straßburg gedrucktes Flötenquartett A-Dur erinnert noch an seine Mannheimer Zeit. Es zeigt, dass er bei aller Gefälligkeit durchaus auf der Höhe der Zeit komponierte. Der erste Satz ist der Tradition des „singenden Allegros“ verpflichtet. Ausdrucksvolle Apoggiaturen – aus dem Ariengesang abgeleitete Vorhalte mit Zweierbindung – durchziehen Haupt- und Seitenthema mit einer Konsequenz, wie man sie auch in den Quatuors concertants älterer Mannheimer Kollegen, etwa in den Fagottquartetten von Ritter, beobachten kann. Ebenso fand die Mannheimer Neigung zur französischen Romance als Mittelsatz in dem Quartett ihren Widerhall. Im Finale ist die Anmut mozartscher Rondi wahrlich nicht weit.