Elegie | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Alexander Yossifov

Elegie

Elegie

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3100

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2003
ALEXANDER YOSSIFOV
Klavierstücke

Zwischen Plovdiv und Mainz liegt nicht nur eine ziemliche geographische Distanz, sondern auch eine Informationsbarriere. Was in Bulgarien an Neuer Musik produziert wurde und wird, ist hierzulande nahezu unbekannt. Dies hängt nicht zuletzt mit der eigenartigen Entwicklung eines Landes zusammen, in dem die klassische Musik erst spät und gegen heftige Widerstände eine Heimat fand. Um diese sonderbare Entwicklung zu verstehen, muss man nur einige Daten zusammentragen: Als opernbegeisterte Bulgaren 1890 den ersten Versuch machten, in Sofia eine Oper zu begründen, löste dies im Parlament den sog. „Opernkrieg“ aus, der für mehrere Jahrzehnte jedes Opernleben blockierte. Aus einer 1904 gegründeten privaten Musikschule in der Hauptstadt ging erst 1921 die Musikakademie Sofia hervor. Ein Jahr später folgte dann endlich das Nationaltheater als erste staatliche Opernbühne. Erst von diesem Zeitpunkt an waren Musikausbildung und Musikleben Bulgariens so weit konsolidiert, dass Künstler von herausragendem Rang ausgebildet wurden: Sänger wie Nikolaj Ghiaurov, Dirigenten wie Konstantin Iliev oder Komponisten wie Alexander Yossifov. Heute hat sich das Erscheinungsbild der Musik in Bulgarien grundlegend geändert. Analog zu Griechenland oder Rumänien fanden die Bulgaren musikalisch zu sich selbst, indem sie einerseits westliche Ausbildungsstandards übernahmen, andererseits kompositorisch ihre Folklore verarbeiteten.

Am Werk von Alexander Yossifov, dem bekanntesten Komponisten Bulgariens in der Nachkriegszeit, kann man diese beiden Tendenzen exemplarisch ablesen. 1940 in Sofia geboren und am dortigen Konservatorium ausgebildet, machte er Volkslied und Volksliedforschung zur Grundlage seines Schaffens. Er folgte damit prominenten osteuropäischen Modellen aus den beiden Generationen vor ihm: Bartók und Kodály in Ungarn, Chatchaturjan in der Sowjetunion. In unserem Programm wird dies an dem Ländlichen Tanz deutlich, während die anderen Stücke eher an westliche Vorbilder gemahnen: Präludium und Fuge über BACH an die Tradition dieses Genres bei Liszt und Reger, die Elegie an die Klang-eruptionen des französischen Impressionismus.