Suite für Klavier, op. 13 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Pavel Haas

Suite für Klavier, op. 13

Suite für Klavier, op. 13

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2982

Satzbezeichnungen

1. Praeludium

2. Con molta espressione

3. Danza

4. Pastorale

5. Postludium

Erläuterungen

Pavel Haas war das Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Er wurde 1899 in Brünn geboren, studierte dort Klavier, Komposition und Dirigieren und wurde seiner außerordentlichen Begabung zufolge 1920 in die Meisterklasse von Leos Janácek aufgenommen, der er bis zur Beendigung seines Studiums im Jahr 1922 angehörte. Danach lebte Haas als freischaffender Komponist, Musiklehrer und Musikjournalist in Brünn. Er schrieb Kammermusikwerke, Schauspielmusiken und Filmmusiken, die ihm steigende Anerkennung gerade auch in den Avantgardekreisen eintrugen. Über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt wurde er im Jahr 1935 mit seinem Bläserquintett op. 10 (1929), das in Wien zur Aufführung kam. Daraufhin komponierte Haas die Suite für Klavier op. 13. Sie wurde im Februar 1936 in einem Konzert mährischer Komponisten von dem renommierten jungen Pianisten Bernard Kaff in Wien uraufgeführt.

Nachdem die Deutschen 1938 die Tschechoslowakei besetzt hatten, wurden schon bald die tschechischen, jüdischen Komponisten den unerbittlich diskriminierenden Verordnungen Hitlerdeutschlands unterworfen. Als 1941 die Deportationen begannen, wurde Pavel Haas zusammen mit seinen Künstlerkollegen Bernard Kaff, Gideon Klein, Victor Ullmann und anderen in Theresienstadt interniert. In dem von der SS als „Vorzeigelager“ betriebenen Theresienstadt förderten die Nazis die Organisation einer umfangreichen „Freizeitgestaltung“ der Häftlinge aus propagandistischen Gründen. Es entfaltete sich ein außergewöhnlich intensives Musikleben in Theresienstadt bei dem neben neu entstandenen Kompositionen der Inhaftierten auch das bestehende tschechische Repertoire und – wieder von Bernhard Kaff gespielt – oft die Suite für Klavier op. 13 zu hören waren.

Die Suite besteht aus fünf nach dem Kontrastprinzip angelegten Sätzen. Der erste Satz verarbeitet in vielfältigen Interpretationen monothematisch ein stark rhythmisch geprägtes Motiv. Der zweite Satz Con molto espressione ist durch den mehrmaligen Wechsel zweier ausdrucksmäßig unterschiedlicher Themengedanken geprägt. Das erste mit seiner komplementären Rhythmik expressive Thema erklingt als Reprise noch zweimal, wodurch der Satz Rondocharakter erhält. Im Mittelpunkt der Satzdisposition steht die Danza. Ihre reiche rhythmische Gestaltung, deren Umformung und die daraus resultierenden ständig wechselnden Akzente verleihen ihr einen modernen Charakter nach Art des Ragtime. Der Satz endet in einer turbulenten Stretta, zu der die folgende Pastorale eine kontrastierende Stimmung bringt. Das Postludium schließt den Zyklus wiederum in einem lebhaften Tempo ab. Insgesamt erscheint die Suite als eine konzentrisch angelegte Satzdisposition mit der Danza als dynamischem Mittelpunkt, zumal das Postludium durch den aufgegriffenen Einleitungsgedanken mit dem ersten Satz zyklisch verbunden ist.

Pavel Haas und Bernhard Kaff wurden am 16. Oktober 1944 zusammen mit vielen anderen Theresienstädter Künstlern nach Auschwitz deportiert und dort zwei Tage später in den Gaskammern ermordet.