Chamber Concerto No. 1 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Thea Musgrave

Chamber Concerto No. 1

Chamber Concerto No. 1 für neun Instrumente

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2574

Satzbezeichnungen

Andante – Moderato – Tempo I – Tempo II – Tempo I

Erläuterungen

THEA MUSGRAVE, die im Mai diesen Jahres ihren siebzigsten Geburtstag feiert, gehört zu den bedeutendsten Vertretern der Neuen Musik in Großbritannien. Wir stellen ihr Chamber Concerto Nr. 1 von 1962 im Rahmen des Saisonmottos der Villa Musica “Musik aus Großbritannien” vor.

Die schottische Komponistin war Schülerin von Hans Gál in Edinburgh und Nadia Boulanger in Paris. Seit den 50er Jahren ging sie innerhalb der stilistischen Entwicklung der neuen Musik beständig ihren eigenen Weg. Ihre Lieder, Kammermusiken und Bühnenwerke wurden zu den “größten Leistungen der Britischen Musik seit den 60er Jahren” gerechnet, wobei sie sich von Werken in traditioneller Harmonik und Form allmählich zu einem seriellen Stil weiterentwickelte, der 1967 in ihrer Oper The Decision (Die Entscheidung) über ein Minenunglück gipfelte.

Fünf Jahre früher entstand das erste ihrer bislang 3 Chamber Concertos. Der Titel ist nicht zufällig vom barocken Begriff des “Concerto da camera” abgeleitet, denn die Besetzung des ersten Kammerkonzerts ist wie ein barockes Concerto in mehrere konzertierende Klanggruppen aufgeteilt. Wie in Bachs drittem Brandenburgischen Konzert konzertieren dreimal drei Instrumente miteinander. Hier sind es Vertreter der drei Instrumentenfamilien Holzbläser (Oboe, Klarinette, Fagott), Blechbläser (Horn, Trompete, Posaune) und Streicher (Violine, Viola, Violoncello). Im einleitenden Andante lösen die drei Gruppen einander ab, während sich im folgenden Moderato die Positionen vermischen. Trios aus den drei Familien (Fagott-Horn-Violine oder Oboe-Trompete-Violine) konzertieren mit dem Tutti.

In der Form beruht das einsätzige Konzert auf dem mehrmaligen Wechsel zwischen Andante und Moderato. Während ersteres von lang ausgehaltenen Tönen und Legato-Linien geprägt ist, wird letzteres von einem nervös pochenden Rhythmus getragen. Harmonisch bzw. melodisch ist das Werk in freier Zwölftönigkeit gehalten, allerdings durchaus moderat. Wie viele andere Werke der Komponistin aus dieser Zeit ist auch das Chamber Concerto Nr. 1 repräsentativ für “die via media der britischen Musik: die Bändigung strikt orthodoxer Verfahren durch eine instinktive Ausgewogenheit”  (Stephen Walsh).