Klavierquintett | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Béla Bartók

Klavierquintett

Quintett für Klavier, 2 Violinen, Viola und Violoncello, op. 3

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2479

Satzbezeichnungen

1. Andante – Allegro

2. Vivace. Scherzando

3. Adagio

4. Vivace

Erläuterungen

BÉLA BARTÓK hat eine dem jungen Mendelssohn ähnliche Wunderkind-Karriere als Pianist und Komponist gemacht. 1899, mit 18 Jahren, war er nach eigener Zählung bereits bei seinem Opus 20 angekommen. Unter seinen Frühwerken findet man neben Liedern (nach Heine und Rückert!), Klavier- und Violinwerken auch ein Quintett für Klavier und Streichquartett, das aber bald von einem zweiten, ungleich reiferen Quintett in dieser Besetzung verdrängt wurde. Bartók begann dieses, sein eigentliches Klavierquintett im Oktober 1903 während eines längeren Berlinaufenthalts und beendete es im Juli 1904 in der Sommerfrische des ungarischen Landguts Gerlice-Puszta, wo er auch seine ersten Volksliedaufzeichnungen vornahm.
Es war weniger diese systematische Auseinandersetzung mit der ungarischen Volksmusik als vielmehr der beherrschende Einfluß der Brahms-Schule, der dem Werk seinen Stempel aufdrückte. Bartók hatte 1903 gerade sein Kompositionsstudium bei dem Brahms-Freund Hans Koessler in Budapest beendet. Deshalb stand “wie für die vorausgegangene Sonate für Violine und Klavier (1903) auch für das Klavierquintett die Formentypik der Klaviermusik von Brahms Pate (Klavierquintett f-Moll, op. 34), die ihrerseits bereits von magyarisierenden Elementen durchsetzt war. Bartóks Gestaltungskraft bindet … die vier Sätze seines Quintetts zu einer motivisch-thematisch zyklischen Einheit, zu einer rhapsodisch freien Variationenfolge über ein in der Einleitung aufgestelltes Grundthema…
Im Scherzo treten metrisch ungewöhnlich notierte rhythmische Formulierungen in zigeunerischen Skalenbildungen auf, im Adagio ganztönige Skalensegmente, im Finalsatz Klang- und Rhythmusmodelle des Csardas” (H. Lindlar). Die Uraufführung fand am 21. 11. 1904 in Wien statt, während die ungarische Erstaufführung erst 1910 folgte – in demselben Konzert, in dem auch Bartóks 1. Streichquartett seine Premiere feierte.