Violinkonzert a-Moll, op. 3,6 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonio Vivaldi

Violinkonzert a-Moll, op. 3,6

Konzert Nr. 6 a-Moll für Violine, Streicher und Basso continuo, op. 3,6, aus L’Estro Armonico

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2035

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

Daß Antonio Vivaldi vor 250 Jahren ausgerechnet in Wien starb, hatte seinen Grund in der rührigen Geschäftspolitik des Venezianers. Seit spätestens 1727, als er seine Violinkonzerte op. 9 Kaiser Karl VI. widmete, hatte er seine Fühler nach dem Norden ausgestreckt; denn in seiner Heimatstadt war sein Weltruhm als Komponist und Violinist nicht unangefochten geblieben.
Als Barbiersohn ohnehin von geringem sozialem Ansehen, war Vivaldi nicht nur musikalisch ein „enfant terrible“. Er lebte als geweihter Priester in wilder Ehe mit einer Primadonna und hatte sich seit 1715 dem Operngeschäft verschrieben. Zwar konnte der „Prete rosso“, der rothaarige Priester, wie ihn seine Zeitgenossen nannten, sein geistliches Amt wegen einer chronischen Bronchitis nicht ausüben, die ihn von Kindheit an quälte. Das rechtfertigte jedoch in den Augen mancher Kirchenoberen noch nicht sein privates und geschäftliches Engagement im Theatermilieu.
Bei den deutschen Fürsten war Vivaldi dagegen hoch angesehen, seit er 1712 seine ersten Concerti, das berühmte Opus 3, im Druck veröffentlicht hatte. Diese zwölf Werke begründeten schlagartig seine Vorreiterrolle für das spätbarocke Konzertgenre; die Fürsten nördlich der Alpen beeilten sich, ihre begabtesten Musiker zu dem Venezianer in die Lehre zu schicken. Dieser Vivaldi-Boom der Jahre um 1715 war auch später im Norden noch unvergessen. So traf sich der Komponist 1728 in Triest mit Kaiser Karl VI. zu einer Unterredung – der musikliebende Kaiser soll damals in zwei Wochen mit Vivaldi mehr gesprochen haben als in zwei Jahren mit seinen Ministern.
Auf diese persönliche Wertschätzung baute der Musiker, als er 1740 seine Zelte in Venedig abbrach und sich nach Wien aufmachte. Zu seinem Unglück starb der Kaiser im Oktober desselben Jahres. Seine Tochter Maria Theresia mußte ihre Krone gegen den Preußenkönig und dessen Verbündete verteidigen und hatte kein Geld mehr für die Musik. Während die Bayern und Franzosen bereits gen Wien marschierten, erlag Vivaldi in der Donaumetropole einem „innerlichen Brand“ und wurde – im Gegensatz zu Mozart – tatsächlich im Armengrab beigesetzt.

Der Titel seiner 12 Concerti op. 3, L’estro armonico, „die harmonische Laune“, spielt auf ihre stilistisch neuartige Haltung an, die vor allem in Deutschland Schule machte.
Der prominenteste Musiker, der von dieser Mode betroffen war, war Bach. Er bearbeitete 1713/14 etliche Vivaldi-Konzerte für Cembalo und Orgel – nicht, wie man früher meinte, um sich den Stil des Italieniers anzueignen, sondern auf Geheiß des Vivaldibesessenen Prinzen Johann Ernst von Sachsen-Weimar.
Von den vier Concerti unseres Programms hat Bach zwei bearbeitet: die Nr. 3 in G-Dur für Cembalo und die Nr. 11 in d-Moll für Orgel, ein Stück, das durch die „Fälschung“ Wilhelm Friedemann Bachs eine traurige Berühmtheit erlangt hat. Das G-Dur-Konzert ist – wie das in a-Moll Nr. 6 – ein Solokonzert für Violine, Streicher und B. c. Beide Werke haben die für Vivaldi typische dreisätzige Form; beide zeigen den rhythmischen Elan, die Melodiösität und den Sequenzenreichtum, die wir heute mit dem Komponisten verbinden. Ungewöhnlicher sind die Konzerte Nr. 2 und Nr. 11. Es handelt sich um Concerti grossi im Stile Corellis, mit einem „Concertino“ aus 2 Violinen und Violoncello. Sie sind strenger, kontrapunktischer gearbeitet, worauf vor allem die großartige Fuge des d-Moll-Konzerts hinweist. Außerdem folgen sie dem Aufbau einer sonata da chiesa. Beim