Die Nacht auf dem kahlen Berge | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Modest Mussorgsky

Die Nacht auf dem kahlen Berge

Die Nacht auf dem Kahlen Berge

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1414

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

Modest Mussorgsky: Eine Nacht auf dem kahlen Berge (Fassung 1867)

Alexander Glasunow nannte seinen Kollegen Modest Mussorgsky einmal einen “derben Landgutbesitzer”, und auch für andere Vertreter der eleganten Welt in St. Petersburg und Moskau wie Tschaikowsky war der eigenwillige Alkoholiker aus Karewo in der Provinz Psow “persona non grata”. Diesem Außenseiterdasein verdanken wir die radikal unangepasste, eigenwillige Welt der Orchesterwerke und Opern Mussorgskys, unter denen die “Nacht auf dem kahlen Berge” ein typsches Schicksal erlitt. Begeistert berichtete der Komponist im Juni 1867 seinen Freunden Rimsky-Korsakoff und Nikolsky in zwei Briefen von der Fertigstellung einer sinfonischen Dichtung über das Hexentreiben in der Johannisnacht. In dieser Urfassung schloss das etwa zwölfminütige Werk auf dem Höhepnkt der orgiastischen Begeisterung, noch ohne den versöhnenden Epilog, den Mussorgsky erst hinzufügte, als er die Szene seiner Oper “Der Jahrmarkt von Sorotschinsy” einverleibte. Die Freunde, insbesondere Balakirew, waren von der Urfassung alles andere als angetan. Sie unterdrückten das Werk, das zu Lebzeiten des Komponisten nie gespielt wurde, ja die Urfassung wurde überhaupt erst 1968 publiziert, 101 Jahre nach ihrer Vollendung. In der Zwischenzeit hatte nämlich Rimsky-Korsakoff seine wohlmeinende Neu-Orchestrierung mit angefügtem Prolog vorgestellt (bei der Pariser Weltausstellung 1899), und diese galt für nahezu 70 Jahre als die verbindliche Fassung von Mussorgskys Werk.

Im heutigen Konzert erklingt wieder die Urfassung, deren vier Teile Mussorgsky selbst bezeichnete: “a) Versammlung der Zauberer, ihre Gespräche und Erinnerungen; b) das Gefolge Satans; c) Verherrlichung Satans; d) Hexensabbat”. Auf die wuchtigen Gegenüberstellungen von Streichern und Bläsern im Sabbat war Mussorgsky besonders stolz: “Ich denke, das passt vollkommen zum Charakter des Hexensabbats, der aus nichts als Schreien und verstreuten Ausrufen besteht, bis zu dem Moment, wo sich das diabolische Pack in heillose Verwirrung stürzt.”